Führung im Wasserwerk Straubing, am 11. März 2023

So kostbar ist Trinkwasser!

 

Wer schon einmal in fremden Ländern Wasser zum Zähneputzen kaufen musste, hat eine Ahnung davon bekommen, welchen Reichtum es bedeutet, für sauberes, hygienisch einwandfreies Trinkwasser einfach den Hahn aufzudrehen. Das ist auch bei uns keine Selbstverständlichkeit. Sondern es ist sehr viel Wissen, Technik sowie ständige Wartung und Kontrolle notwendig, um Versorgungssicherheit und eine einwandfreie, gleichbleibend hohe Qualität gemäß den Anforderungen der Trinkwasser-Verordnung zu gewährleisten. Dies haben Mitglieder und Gäste des Flurl-Kreises im Wasserwerk Straubing von Wassermeister Josef Ruhland auf beeindruckende Weise erfahren.

 

Die Stadtwerke Straubing verfügen über 26 Flachbrunnen aus dem Quartär (13-18 m tief) und drei 140-160 m tiefe Tertiärbrunnen. Pro Tag werden ca. 8.000 m³, pro Jahr etwa drei Mio. m³ Wasser gefördert. Seit 1999 konnte durch vertragliche Kooperation mit Landwirten das Wasserschutzgebiet vergrößert, und so der Nitratgehalt im oberflächennahen Quartärwasser langsam aber effizient verringert werden. Über Aktivkohlefilter und eine UV-Anlage wird das Wasser so aufbereitet, dass keinerlei Rückstände von Pflanzenschutzmitteln mehr enthalten sind und die mikrobiologische Reinheit gewährleistet ist. Beim Tiefenwasser aus dem Tertiär, das etwa 30.000 Jahre alt ist, erfolgt die Aufbereitung, z. B. die Entfernung von Mangan, biologisch mit Hilfe von Bakterien. Die eigene Züchtung der Bakterienstämme war ein bundesweites Pilotprojekt. Das Tiefenwasser soll für künftige Generationen stärker geschont werden und als Reserve zum Einsatz kommen, wenn z.B. Flachbrunnen verunreinigt oder für die Versorgung nicht ausreichen würden.

 

Herzstück der Wasserspeicherung ist der „ wie ein großer Kochtopf“ mit Edelstahl ausgekleidete unterirdische Tiefbehälter. Mit 6.000 m³ Fassungsvermögen dient er auch als Löschwasserreserve. Drei energieoptimierte Pumpen mit je 75 kW Leistung sowie drei kleinere befördern das Wasser in das Verteilernetz, im Sommer 200-250 l/s, im Winter 140-150 l/s. Für eventuelle Störfälle werden mehrere Notstromaggregate vorgehalten. Der historische, 100 Jahre alte Wasserturm, ein Wahrzeichen im Straubinger Stadtbild, ist nach wie vor in Betrieb und dient vorwiegend zum Druckausgleich.

 

Die Wasserversorger sind laut Ruhland mit zwei Problemen konfrontiert: Der zu befürchtenden Wasserknappheit aufgrund des Klimawandels und einer Tendenz, das Vorrecht öffentlicher Wasserversorger zugunsten kommerzieller Firmen aufzuweichen. Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel, es ist überlebensnotwendig. Ruhlands aufschlussreiche Führung war gleichzeitig ein eindringlicher Appell an jede/n Einzelne/n, achtsam mit diesem kostbaren Gut umzugehen, und an die politisch Verantwortlichen, dem Trinkwasserschutz mehr Priorität einzuräumen.

 

Organisation und Text: Roswitha Schanzer

Fotos: Siegbert Kopp und Theo Haslbeck

 

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© Gerhard Lehrberger und Theo Haslbeck (bis Jan. 2024) / Roswitha Schanzer (ab Feb. 2024)